Der glücklichste Mann lebt alleine in der arktischen Wildnis

Finnisch-Lappland gehört zu den letzten unberührten Wildnisgebieten Europas, in denen ein Großteil des Landes seit uralten Zeiten unbewohnt geblieben ist. Hier begegnet man eher Rentieren als Menschen.

Travel Expert

Es ist ein wahres Winterwunderland – von dickem Schnee bedeckt, die klare Luft prickelt auf der Haut, und endlose Wälder sind Heimat für Kreaturen, die direkt einem Märchen entsprungen sein könnten. Und nicht zu vergessen – der Weihnachtsmann lebt irgendwo in diesem magischen Land.

Es ist kein Wunder, dass immer mehr Menschen den Wunsch verspüren, diesen Ort zu besuchen – einige wegen der atemberaubenden Landschaften, andere, um den Rentieren und Huskys nahe zu sein, während andere von den Skiabfahrten oder den mystischen Arktis-Nächten angezogen werden. Der Tourismus hat natürlich auf diese wachsende Nachfrage reagiert. Lappland ist längst nicht mehr nur ein geheimes Paradies für Abenteurer, sondern zu einem der gefragtesten Reiseziele geworden. Hotels, die den Massentourismus bedienen, führen Besucher vom Moment der Landung bis zu ihrer Abreise, kleiden sie in identische Anzüge und transportieren sie in Gruppen zu festgelegten Attraktionen. Angesichts der extremen Bedingungen ist es verständlich – und sogar notwendig –, dass Reisende diesen Ort nicht wie eine entspannte Backpacking-Tour angehen.

Wenn du jedoch wirklich das außergewöhnliche Lappland erleben möchtest, lohnt es sich, die ausgetretenen Pfade des Massentourismus zu verlassen. Das wahre Lappland findet man nicht an einem vorgegebenen Fotospot eines Hotels, sondern in der endlosen Stille der Schneefelder, auf gefrorenen Seen und bei einem Feuer, das man selbst entfacht hat. Hier ist die Kälte nicht der Feind, sondern Teil des Erlebnisses.

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Die Flüge nach Ivalo sind immer ausgebucht – sowohl bei der Ankunft als auch beim Abflug. Nach der Landung strömt eine Menschenmenge aus aller Welt aus dem Terminal. Doch abseits der Massen wartet ein Mann nur auf uns – Petri, unser Gastgeber für die kommenden Tage. Zuerst machen wir den letzten Großeinkauf für die Woche und holen unsere Ausrüstung ab. Petri hat alles vorbereitet – isolierte Gummistiefel, Latzhosen, dicke Jacken, Sturmhauben, Helme und warme Handschuhe liegen bereit. Alles ist sauber, gut gepflegt und vieles davon brandneu.

Für die nächsten fünf Tage wird unser Zuhause der Inarisee sein, der hunderte Kilometer nördlich des Polarkreises liegt. Der größte See Lapplands verbirgt über 3.000 Inseln, und im Winter ist das Eis so dick, dass es als Transportweg dient, mit markierten Routen und Schildern, die den Weg weisen. Unser Basislager ist nur im Sommer mit dem Boot oder im Winter mit dem Schneemobil zu erreichen. Die nächste Straße ist sieben Kilometer entfernt.

Hier lebt Petri, der vor fast einem Jahrzehnt ein selbstgenügsames, nomadisches Leben in einer der schönsten Ecken der Tundra gewählt hat.

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Als Kind verbrachte Petri jede Schulferienwoche in der Hütte seiner Großeltern, fuhr mit dem Boot auf dem See, angelte und erkundete die Wildnis. Nach seinem Studium arbeitete er fast zehn Jahre lang in verschiedenen Versicherungs- und Immobilienberufen in Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands. Aber das Leben in der Stadt machte ihn nie wirklich glücklich. Zunächst floh er nur am Wochenende in die Wildnis, doch im Laufe der Zeit fiel es ihm immer schwerer, in die Stadt zurückzukehren. Schließlich traf er eine Entscheidung – er ließ das städtische Leben hinter sich.

Jedes Holzgebäude, das hier jetzt steht, ist das Werk von Petris eigenen Händen – von den Gästehütten bis zur Sauna. Das einzige Gebäude, das älter ist als seine Ankunft, ist ein 200 Jahre altes Sámi-Haus, das so historisch bedeutend ist, dass ein Foto davon im lokalen Museum ausgestellt wird. Heute dient es als gemeinsamer Raum, Speisesaal und als Petris Zuhause.

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Wir haben schon viel von der Welt gesehen und unzählige außergewöhnliche Menschen getroffen, aber die Ruhe und das strahlende Glück, das von Petri ausgeht, ist wirklich selten. Hier ist das Leben ständige Arbeit – Elektrizität, Wärme und Nahrung erfordern täglich Anstrengung. Doch er geht diese Aufgaben mit Freude an und begrüßt die kleinen Gruppen, die er von Zeit zu Zeit beherbergt.

Zeit mit ihm zu verbringen, ist sowohl ein Rückzug als auch ein Abenteuer, aber vor allem eine Lektion in Selbstgenügsamkeit. Die Natur ist hier nicht nur sein Zuhause – sie ist seine Speisekammer, seine Wasserquelle und seine Energieversorgung. Seit 20 Jahren kauft er kein Fleisch oder Fisch mehr – er isst und serviert nur das, was er selbst fängt oder jagt. Und übrigens – er ist ein hervorragender Koch! Seine Mahlzeiten beinhalten Rentier- und Elchgerichte, knusprig gebratene Fische, hausgemachte Suppen und leckeren Rhabarbermarmelade. Abfall ist hier keine Option – jeder Rohstoff wird mit Sorgfalt und Absicht genutzt.

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Diese Umgebung bietet den perfekten Rahmen für die unglaublichen Erlebnisse, die uns ursprünglich nach Lappland geführt haben. Wir reisen überall mit dem Schneemobil. Während Hotel-Touristen normalerweise nur 30 km auf Maschinen mit begrenzter Geschwindigkeit zurücklegen, fahren wir in fünf Tagen etwa 250 km auf Petris 600cc-Maschinen. Auf dem See erreichen wir eine Geschwindigkeit von 60 km/h, und nichts geht über das Gefühl, über die endlose weiße Landschaft zu gleiten. Wenn uns danach ist, schnallen wir uns die Holzski an – die für Gummistiefel geeignet sind – und machen uns auf, das Nordlicht zu verfolgen.

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Petri kennt dieses Land wie kein anderer und teilt sein Wissen gerne mit uns. Er bringt uns bei, wie man auf dem Eis angelt, ein Feuer macht und sich im Gelände orientiert – wo man nicht treten sollte, um nicht durch das Eis zu brechen. (Trotz konstant unter Null liegender Temperaturen können Wasserströme und -einlässe gefährlich dünne Stellen verursachen.) Hundeschlittenfahrten sind ein absoluter Nervenkitzel – die Hunde sind voller Energie und ziehen uns mindestens 20 km durch atemberaubende, verschneite Wege. Und dann gibt es die Sauna, ein tägliches Ritual, zu jeder Tages- oder Nachtzeit. Mindestens einmal heizen wir auch den Hot Tub auf, was eine mehrtägige Arbeit ist – ein Loch ins Eis schneiden, Wasser aus dem See pumpen und es 24 Stunden lang erhitzen, bis es perfekt ist. Hier passiert nichts auf Knopfdruck – das bloße Leben ist eine Vollzeitaufgabe, aber genau das macht es magisch.

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Wenn du denkst, dass das Nordlicht dein unvergesslichstes Erlebnis sein wird, aber dann feststellst, dass es ein Mann ist, der glücklich mitten im Nirgendwo mit seinem Hund lebt – dann weißt du, dass du dein Reiseziel gut gewählt hast. Ein Ort wie dieser und eine Lebensweise, die so anders ist als unsere eigene, verändert, wie man die Welt sieht. Abgesehen vom lila-grünen Glanz der Aurora… das bleibt leider zurück.

Abenteuerreisen

Inari-See, Lappland, Finnland

Lappland Abenteuer Camp

€2,890

21 → 25 Jan. 2026
18 → 22 Feb. 2026

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